Mit 14 Jahren bekam ich mein erstes eigenes Radio und einen Kassettenrekorder. Es gab damals im WDR „Mel Sandrock’s Hitparade“ und der Mann spielte all die tollen Songs von T-Rex, Sweet, Suzi Quatro, Rubettes und anderen. Mel hatte in jeder Sendung eine Oldie-Ecke, in der die Hörer (per Post) für Songs von Free, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Chuck Berry und anderen abstimmen konnten.

Ich habe immer versucht, alle Songs aufzunehmen. Das war recht schwierig, weil die Sendung lief, wenn wir Abendbrot aßen. Mit einem Ohr am Lautsprecher, beiden Händen auf den Tasten des Rekorders, mußte ich gleichzeitig essen und den Gesprächen der Eltern und meiner Schwester folgen. Schwierig, sehr schwierig, aber irgendwie hat es funktioniert.

Kassettenrekorder
(Den Kassenttenrekorder hat Vater über 40 Jahre lang aufgehoben und das Ding lief bis zuletzt einwandfrei.)

Nach einiger Zeit hatte ich eine große Sammlung Kassetten. Und ich kaufte mir sogar zwei Alben: „Jesus Christ Superstar“ und ein Best Of von „Middle Of The Road“.


Im Sommer 1973 machten wir einen Schulausflug nach Borkum. Eines Abends meinte einer der Mitschüler: „Ich habe hier einen Song, den müßt ihr euch unbedingt anhören. Man kann nicht unterscheiden, was der Sänger ist und was die Gitarre.“
Also setzen wir uns zwischen die Dünen, am Himmel leuchteten Sterne, die Nordsee brandete im Hintergrund und einzelne Möwen riefen.
Er schaltete seinen Rekorder ein. Der Klang war nicht besonders, aber er traf mich wie ein Hammerschlag: der Song rockte gewaltig, die Gitarre kreischte genauso wie der Sänger.
Ich war total sprachlos!
Als ich fragte, wer das sei, antwortete er „Die Band heißt „Deep Purple“, der Song ist „Strange Kind Of Woman“ von ihrem Live Album.“

Dieser kurze Moment, dieser Abend änderte meinen Musikgeschmack vollkommen: ich war jetzt Hard Rock Fan!
Wieder zuhause löschte ich alle meine Kassetten und kaufte mir Deep Purple Alben. Dann hörte ich von Led Zeppelin, fand sie auch toll und kaufte ebenfalls ihre Musik.

Als sich Deep Purple 1974 auflösten, fühlte ich mich musikalisch etwas verloren, bis ich von Rainbow hörte, der neuen Band des Ex-Purple Gitarrist Ritchie Blackmore. Ich fand deren Musik besser als die letzen Alben von Deep Purple, malte mir sogar den Bandnamen in 3D Buchstaben auf die Rückseite meiner Jeansjacke (zum großen Entsetzen meiner Eltern).

Eines Tages kaufte ich zufällig das Album „Pictures At An Exhibition“ von Emmerson, Lake and Palmer und nachdem ich das einige Zeit gehört hatte, interessierte mich die klassische Vorlage. Also fragte ich meine Eltern nach ihrer Platte und kopierte sie mir auf Kassette. Diese Aufnahme öffnete mir die Welt der Klassik und zum nächsten Geburtstag bekam ich eine Ausgabe von Beethovens 9 Sinfonien geschenkt. Später erweiterten Werke von Mozart, Händel und Vivaldi meine Sammlung.

Ende der 70er Jahre begann der WDR mit der Ausstrahlung des Rockpalast, in dem Bands live auftraten. Einmal im Jahr gab es die Rockpalast Nacht aus der Gruga Halle in Essen. Anfang war um 20 Uhr und die Show lief durch bis morgens um 5 oder 6. Das Ganze wurde gleichzeitig im Fernsehen und Radio in ganz Europa übertragen.

Die Rockpalast Produzenten luden bekannte und nicht so bekannte Bands ein: Mother’s Finest, Stevie Ray Vaughan and Double Trouble, ZZ Top, The Blues Band, Joan Armatrading, The Who, Little Steven and the Disciples of Soul, Huey Lewis and the News, die Kölschrocker BAP und viele andere. Für einige war das der Auftakt einer europaweiten Karriere.

Damals hatte ich mir extra ein Tonband gekauft, um diese Abende aufzuzeichnen. Leider machte das Gerät große Probleme: beim Abspielen klang der rechten Kanal oft völlig leise oder dumpf. Ich hatte es ein paar Mal zur Reparatur, aber das half nie lange.

Irgendwie schaffte ich es aber doch, die Aufnahmen in guter Qualität auf Kassette zu überspielen. Über die Jahre habe ich die meisten dieser Aufnahmen wieder gelöscht, weil sie mir irgendwann nicht mehr gefielen.

Rockpalast CDS

Heute sind nur noch zwei Shows übrig: das fantastische ZZ Top Konzert von 1980 und eine Aufnahme mit Stevie Ray Vaughan aus 1984.