Diese Spruch, in meiner Jugend von älteren Menschen mit Nachdruck und Vorwurf gerne ausgesprochen, hat mich immer genervt. Ich fand die Welt, in der ich lebte, ganz toll so wie sie war.
Heute merke ich, daß mir der Satz auch manchmal in den Kopf kommt. Und dann beiße ich mir auf die Zunge, um ihn nicht laut rauszuposaunen.
Ich glaube nämlich nicht, daß früher grundsätzlich alles besser war. Es ist wohl eher so, daß man in der Jugend einen engeren Horizont und naturgemäß weniger Erfahrungen hat. Nach der Schulzeit ändert sich das nach und nach. Einige wichtige Erlebnisse, die mein weiteres Leben prägten, hatte ich im Alter zwischen 16 und 25 Jahren: das erste Mal Hard Rock hören, der erste Kuß, der Tod geliebter Menschen und einiges mehr.
Im Nachhinein ist die Aussage „früher war alles besser“ teilweise richtig, weil ich in dieser Zeit viele Dinge gelernt und wichtige Erfahrungen gemacht habe.
Aber was spricht dagegen, auch heute Neues zu lernen und neue Erfahrungen zu machen? Warum fällt mir das schwer? Könnte es sein, daß ich durch die alltägliche Routine zu sehr abgelenkt bin? Daß mir die Sicht auf und das Empfinden für Neues versperrt ist?
Könnte es sein, daß das Leben, das man als junger Mensch ja erst erfahren und erfüllen muß, in späteren Jahren deswegen schlechter erscheint, weil man oft vorher weiß, wie Sachen ablaufen oder wie Menschen reagieren werden? Daß man die Unbekümmertheit der Jugend verloren hat und deswegen frustriert ist?