Die Welt um mich herum in Fotos und Texten

Monat: September 2011

Hosenkauf vom Chef

Unser Chef hat einen ungewöhnlichen Jeansgeschmack und ersteigert diese oft für kleines Geld bei eBay. Es sind meist Designerstücke im Gammellock, die er sich dann vom Schneider flicken läßt.

Auch heute kam so ein Teil an, für 15€ ersteigert. Als unser Blick auf das Preisschild fiel, stockte uns der Atem: 450€ für einen Fetzen Stoff, abgeschabt, etliche Löcher drin. „Aber die wurde aus Baumwolle aus ökologischem Anbau hergestellt, auf alten Webstühlen gemacht und auf speziellen Holzpuppen genäht.“

Ja ne, is klar…

Jeans

Buch: Alte Geschichten in neuem Gewand

Damals(TM), in der Zeit vor Twitter und Facebook trieben wir uns in Foren und Newsgroups rum, um Gedanken auszutauschen. Eine dieser unzähligen Gruppen gab es auch zur SF-Serie Babylon 5. Und dort langweilten sich die Fans in der Pause zwischen zwei Staffelausstrahlungen Ende 1997.

Plötzlich geschah es: im September postete jemand einen kurzen Text über die Serie, in dem er die Namen der handelnden Personen verdrehte und ihnen Gewalt-, Alkohol- und Drogenexzesse sowie ausschweifende sexuelle Betätigungen zu schrieb.

Dies kam so gut an, daß im Anschluß von verschiedenen Leuten über einen Zeitraum von vier Wochen eine umfangreiche Parodie entstand, die unter dem Titel „Das Sommerloch“ zum Renner in der Newsgroup wurde.
Anfang 1998 ging es unter dem Titel „Das Mittwinterloch“ weiter, diesmal vier Monate lang und in doppelt so großem Umfang. Ein Jahr später gab es noch ähnliche Bearbeitungen der ersten drei Babylon 5 Fernsehfilme.

Ich hatte damals alles gespeichert und irgendwann in Word Dokumente umgearbeitet. Die Dateien flogen seitdem auf allen Rechnern und ihren Festplatten rum, bis ich vor einiger Zeit überlegte, daraus ein Buch zu machen. Selbst im digitalen Zeitalter geht doch nichts über ein echtes Buch!
Gesagt, getan. Wobei das „getan“ sich schon über 2-3 Wochen hinzog. Alles in eine Datei packen, Formatierung vereinheitlichen, Fehler korrigieren, nochmal lesen, nochmal Fehler verbessern, usw.

Und hier ist das Teil: 438 Seiten, Hardcover, Format 15 x 22 cm.

Babylon5

Den Preis finde ich mit knapp 20 Euro für die gebotene Leistung absolut angemessen. Hergestellt habe ich es über Lulu.com, einen Print-on-Demand Dienst, der mir umfangreiche Bearbeitungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für mein Buch bietet.

Das Buch ist professionell gemacht und könnte so auch im Laden stehen. Ein paar kleine Macken (Ecken des Umschlags stehen minimal über, Innenseite der Rückseite wurde nicht vollständig verklebt) schreibe ich der maschinellen Herstellung bzw. etwas nachlässiger Endkontrolle zu und habe es schnell selbst behoben.

Da ich nicht alle Autoren von damals erreicht habe und ihre Zustimmung zur Veröffentlichung einholen konnte, ist das Buch nicht frei verkäuflich.

Buchkritik: Serenity von Christine Wunnicke

Am Wochenende habe ich mal wieder ein Buch gelesen. Und ja, ich habe es in einem Zug durchgelesen!

Christine Wunnicke erzählt die Geschichte des älteren Bibliothekars Rüdiger Varendorf, der in einer festgefügten Welt lebt: geschieden, erwachsener Sohn, Arbeitsstelle ohne große Ansprüche, freitags Treffen inkl. Sex mit der Freundin, jahrelang an seiner philosophischen Habilitation schreibend.

Plötzlich wird seine festgefügte Welt durcheinander gebracht, als ihm sein Assistent einen PC zusammen schraubt und ihn dadurch mit dem Internet verbindet. Auf der Suche nach philosophisch Interessierten landet Varendorf nach kurzer Zeit auf Blogs von amerikanischen Teenagern, die dort ihre Selbstzweifeln und chaotischen Gedanken ausbreiten.

Fasziniert von dieser ihm völlig unbekannten Seelenwelt, legt er sich eine virtuelle Existenz zu (Serenity, ein weiblicher deutscher Teenager), um mit den Blogschreibern in Kontakt zu kommen. Und schnell verliert er sich in den Untiefen jugendlicher Seelenqualen und Existenznöten.

Serenity

Was mich an diesem Buch so gefesselt hat, ist, daß ich Ähnliches vor Jahren selbst erlebt habe: irgendwann stieß ich auf solche Blogs und war ebenso wie Wunnickes Held fasziniert von den dort geschilderten Lebensgeschichten.

Nur habe ich mich immer gefragt, warum schreiben die Leute das? Haben die niemanden, mit dem sie ein persönliches Gespräch führen können? Und wen interessiert so was? Ist das alles echt, sind es eingebildete Probleme oder vielleicht sogar ausgedachte Geschichten?

Ich gebe dem Buch eine klare Leseempfehlung: es ist spannend geschrieben, die Geschichte ist nachvollziehbar und der leicht tragische Held Varendorf eine sympathische Gestalt.

Link zum Buch bei Amazon

 

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