Heute morgen haben wir unseren lieben Ex-Kollegen Hans zu Grabe getragen. Er ist letzten Sonntag im Alter von nur 53 Jahren gestorben. Unsere Abteilung war mit fünf Kollegen inkl. Chef vertreten.

Die Feier war allerdings recht unbefriedigend:

  • Der Pastor sprach ziemlich leise und hatte zusätzlich einen (englischen?) Akzent.
  • Teilweise sprach er mit dem Rücken zur Trauergemeinde.
  • Er hat ein paar Lebensstationen von Hans aufgezählt, aber kaum etwas zu seinem Leben oder seiner besonderen humorvollen Art gesagt.
  • Die Akustik/Technik in der Kapelle war so schlecht, daß wir wenig verstanden haben.
  • Es wurden nur zwei Lieder gespielt, nichts gesungen.
  • Es lag kein Kondolenzbuch aus.
  • Der Weg zum Grab war länger als die Andacht.

Als wir vom Grab weggingen, meinte der Chef: „Das war ja wohl nichts. Was Hans dazu gesagt hätte?“ und wir haben zustimmend genickt. Es war einfach „kurz und schlecht.“

Wir wissen aber nicht, was und wieviel die Familie vorher mit dem Pastor besprochen hatte oder ob es so genau richtig für sie war. Und das ist in diesem Fall ja die Hauptsache.

Was uns gut gefallen hat, war der Sarg: schlichtes helles Holz mit dunklen Beschlägen. Dazu Blumen in rot/weiß sowie Kränze von der Familie und ein Gesteck von uns.

[Update 1]
Ein Kollege hat jetzt erfahren, daß es ein sogenanntes „Armenbegräbnis“ war. Die Familie lebte in den letzten Jahren von ALG2 und hatte daher keine Bestattungsvorsorge treffen können. Da werden die nötigen Kosten vom Amt übernommen. Und nötig ist wohl nur das billigste und einfachste.

Natürlich kann man nicht auf Kosten der Allgemeinheit eine Riesenfeier abhalten. Aber diese Trauerfeier widersprach allem, was ich bei den vielen Begräbnissen in meiner Familie bisher erlebt habe. Selbst bei so schwierigen finanziellen Verhältnissen muß doch die Würde des Verstorbenen und die Trauer der Hinterbliebenen geachtet werden!

[Update 2]
Vor ein paar Jahren habe ich mal ein Foto von Hans geschossen und mit verschiedenen Aussprüchen von ihm verziert. Nach Rücksprache mit den Kollegen steht nun eines davon bei uns im Büro.

Bild Hans

Den Spruch „Ihr seid doch alle bescheuert!“ haben wir oft gehört, wenn Hans mal wieder an seinen Mitarbeitern verzweifelte. Meist haben wir darüber gekichert und nachdem er uns die Sache geschildert hatte, war sein Zorn auch verraucht. Überhaupt konnte er nie lange jemandem böse sein und der Ausdruck „Harte Schale, weicher Kern“ beschreibt ihn am besten.

Er wird in unseren Herzen weiterleben!