Am Jahresende findet das traditionelle Weihnachtsessen meiner Abteilung statt. Und wie letztes Jahr haben wir wieder den örtlichen Schnitzelbrater heimgesucht.
Um dem vorweihnachtlichen Verkehrsstreß in der Innenstadt zu entgehen, fuhr ich mit dem Bus dort hin. Eine Entscheidung, die wohl zwingend zu dem folgenden Erlebnis führen mußte. Denn kaum hatte ich Platz genommen, näherte sich mir ein älterer Herr und fragte mit Blick auf den leeren Sitzplatz neben mir „Darf ich?“. Mein freundliches „Ja, sicher“ ermutigte ihn, mir ein Gespräch aufzunötigen. „Bei uns gibt’s ja immer nur ’n künstlichen Baum“, meinte er und zeigte auf den Tannenbaum, den ein Mitreisender im Bus transportierte.
Na toll, eine Quatschbacke! Sowas kann ich ja gar nicht ab und ignoriere die Leute normalerweise durch hartnäckiges Schweigen oder ein undefinierbares Brummen. Aber da Weihnachten war, wollte ich nicht unhöflich sein, sondern informierte den Herrn freundlich „Ich möchte mich nicht unterhalten.“
„Sterben werden Sie! Einsam sterben! Jawoll, sterben, ganz einsam!“ blökte er daraufhin, erhob sich schnaufend, setzte sich auf der anderen Seite des Ganges neben eine Frau und fing an, diese über meine trostlose Zukunft zu informieren. Die Dame reagierte aber überhaupt nicht und so zog er sich brummend weiter nach hinten in den Bus zurück. Ob er da willigere Gesprächspartner fand, habe ich nicht gehört.
Im Restaurant angekommen, gab es Verwirrung und Hektik beim Personal, als ich fröhlich verkündete „Die 40 Leute zum Schnitzel futtern sind eingetroffen.“ – „Was? 40 Personen? Es sollen doch nur 30 kommen!“ Da wir aber vorher eine genaue Aufstellung über Anzahl und Art der Essen eingereicht hatten, ließ sich das Mißverständnis schnell ausräumen und zusätzliche Tische wurden eingedeckt.
Leider hat sich der Service in dem Laden nicht gebessert: erst nach fast einer Stunde hatte der letzte Kollege sein Essen vor sich stehen und diesmal war es selbst mir zu kalt. Die Bratkartoffeln standen mir durch etwas zuviel Fett doch vor dem Magen. Bäääähh!

Putenschnitzel mit Speck, Spiegelei und Bratkartoffeln
Daß es auch anders geht, zeigte sich einige Tage später beim Weihnachtsessen mit der Familie in einem anderen Restaurant. Obwohl der Laden brechend voll war, war das Essen schnell und heiß auf dem Tisch und nach nur einer Stunde haben wir die Lokalität satt und zufrieden verlassen.

Hirschgulasch mit gerösteten Semmelknödelscheiben