Die Welt um mich herum in Fotos und Texten

Kategorie: Arbeit (Seite 24 von 46)

Weihnachtsessen, Teil 2

Heute war das zweite Weihnachtsessen der Firma, diesmal mit der ganzen Abteilung, ca. 35 Leute. Wie letztes Jahr waren wir bei einem Schnitzelbrater in der Stadt. Auch sonst war alles wie letztes Jahr: zusätzliche Süßigkeiten und ein paar warme Worte als Dank.

Beim Verteilen der Süßigkeiten geschah die Sensation: der Geschäftsführer persönlich gab sich die Ehre, um uns auch für die geleistete Arbeit zu danken, seine Sorge über die wegen Geldmangel für das nächste Jahr zu erwartenden Schwierigkeiten auszudrücken und uns trotzdem ein schönes Fest und ein gutes neues Jahr zu wünschen.Und da er schon mal da war, hat er fröhlich mit uns gefuttert.

Das Essen war wie erwartet gut, leider viel zu kalt. Wenn man für eine große Meute innerhalb von 10 Minuten die Teller auf den Tisch bringt, muß man halt entsprechend vorsorgen, daß das Ganze auch warm genug ist. Außerdem haben wir bemerkt, daß die normalen Gäste eine deutlich größere Portion kriegten. Nicht ganz fair gemacht, Herr Wirt!

Nach der Abfütterung sind die meisten Kollegen zu einem fröhlichen Umtrunk losgezogen. Für die restlichen 10 Leute hat der Chef dem Wirt noch eine zusätzliche Runde kostenlose Getränke abgeschwatzt. So haben wir den Vormittag ganz gemütlich ausklingen lassen.

Weihnachtsessen, Teil 1

Gestern abend gab es das erste Weihnachtsessen mit der Firma, diesmal nur Kollegen aus dem Büro, verdienstvolle Ex-Kolleginnen und zwei unserer Sozialarbeiter Tussies.

Das Restaurant liegt weit abgelegen im Wald und man muß lange vorbestellen, weil nur wenige Sitzplätze vorhanden sind. Aber es lohnt sich; wir waren jetzt schon zum dritten Mal dort.

Der Chef hat uns zu einer Vorspeise genötigt „Bestellt euch auch was, dann müssen die anderen nicht so lange auf die Leute mit Vorspeise warten.“ Eigentlich war er der einzige, der eine wollte, aber bei so einer Anweisung darf man ja nicht widersprechen.

Ich hatte Knoblauchbrot mit verschiedenen Aufstrichen, sehr knusprig und lecker…

…und als Hauptgang Gnocchi in Tomatensoße, überbacken mit Mozzarella.

Als ich nach Hause kam, hätte ich beinahe Schlafzimmerverbot gekriegt, weil ich so eine mächtige Knoblauchfahne hatte. 🙂

 

10-jähriges Jubiläum

Heute vor genau 10 Jahren war mein erste Tag der Arbeitslosigkeit.

Angefangen hatte es an diesem berühmten 11. September. Ich arbeitete damals bei einem der führenden Anbieter von Spezialsoftware für Banken. Als ich Mitte der 1990er Jahre dort anfing, waren wir gerade mal 60 Mitarbeiter. Über die Jahre stieg die Belegschaft auf fast 200 Leute (plus eine Außenstelle in Amerika) und der Laden brummte.

Dann kam jemand auf die Idee, wir müßten auch ein börsennotiertes Unternehmen werden. Gesagt, getan. Dann platzte die Internetblase. Dann wurden monatlich 5-7 Kollegen entlassen.

An jenem denkwürdigen Tag nahm mich also mein Abteilungsleiter zur Seite: „Hast du schon mal über eine neue Stelle nachgedacht?“ – „Ne, sollte ich?“ Zur Antwort hat er nur genickt.

Gut vier Wochen später wurde ich in die Personalabteilung gerufen und man eröffnete mir mit betretenem Gesichter, daß man mich leider entlassen müsse. Die Firma wäre ja in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und es gäbe leider keine Möglichkeit, mich weiter zu beschäftigen. Natürlich bekäme ich eine Ablösung und man würde mich auch jederzeit eher gehen lassen, falls ich eine neue Stelle finden würde.
Während des Gespräches rumorten draußen Arbeiter, die den Parkplatz neu pflasterten und Bäume und Sträucher anpflanzten.

Auf den 1. Dezember vor 10 Jahren folgten dann unzählige Bewerbungen (bei 380 habe ich aufgehört zu zählen), wenige Vorstellungsgespräche, Termine bei Arbeitsamt und Arge, etwa ein Jahre als Ich-AG, der soziale Abstieg zum ALG2 Empfänger und seit Ende 2007 verschiedene Maßnahmen zur „Vorbereitung zur Arbeitsaufnahme auf dem 1. Arbeitsmarkt“.

Erlebnisse beim Jobcenter

Die folgende Geschichte ist einem Kollege diese Woche passiert. Ich habe die handelnden Personen und Orte verändert, aber alles so notiert, wie er es erzählt hat.

Der Kollege, nennen wir ihn Dieter, war bis Ende Oktober bei uns in einer Entgeldstelle beschäftigt (d. h. sein kleines Gehalt wird zu 75% vom Jobcenter finanziert). Ab November wurde ihm überraschenderweise ein 1,50€ Job bis Ende des Jahres bei uns bewilligt. Irgendwie hat das Jobcenter jedoch gepennt und zu viel gezahlt. Das Geld fordern sie natürlich zurück und solange wird sein neuer Antrag auf ALG2 nicht bearbeitet.

Also ging er die Tage mit allen Unterlagen zu seinem Sachbearbeiter. „Ja, ähm, da weiß ich jetzt auch nicht. Ich finde Ihre Akte nicht. Warten Sie mal draußen.“
Dieter wartet 30 Minuten brav vor dem Zimmer, um dann zu erfahren, daß seine Akte zur Hauptstelle geschickt wurde, weil ja Forderungen gegen ihn bestehen. „Gehen Sie doch mal dahin, 5. Stock, Zimmer 532. Die können Ihnen helfen.“

Er fährt also, leicht genervt, dorthin und sucht das Zimmer. Aber es ist keine Nummer 532 zu finden, die größte ist 517. Nach einigem Rumgelaufe fragt Dieter einen Mitarbeiter auf dem Flur und erfährt, daß er nur durch einen Nebeneingang zum gewünschten Zimmer gelangt. So muß er die fünf Etagen runter, einmal ums Gebäude, die nächsten fünf Etagen hoch und findet endlich sein Ziel.
Der Sachbearbeiter dort ist sehr freundlich und hilfsbereit und sie klären die Angelegenheit schnell. „Gehen Sie doch jetzt nochmal zu Ihrem Sachbearbeiter und sagen Sie ihm, was wir besprochen haben. Ich schicke Ihre Akte heute noch zurück.“

Dieter macht sich erneut auf den Weg und trifft in der Nebenstelle seinen Sachbearbeiter, der gedankenverloren aus dem Bürofenster starrt. „Haben Sie einen Termin?“ – „Ähm, ich war doch vorhin hier, Sie haben mich zur Klärung zur Hauptstelle geschickt.“ – „Wenn Sie keinen Termin, müssen Sie in der Eingangszone nachfragen.“
Dort sind inzwischen all die Langschläfer erschienen und es ist brechend voll. Da Dieter keine Lust hat, ewig lange zu warten, drängelt er sich bei erstbester Gelegenheit einfach vor. „Aber da müssen Sie mit Ihrem Sachbearbeiter sprechen. Ich kann da nichts machen.“ – „Da war ich gerade, aber er hat gesagt, ich brauche einen neuen Termin.“ – „Dann warten Sie mal draußen.“

Dieter wartet vor dem Zimmer und wird nach 30 Minuten rein gerufen. „Ihr Sachbearbeiter liest sich in die Akte rein und wird Sie heute anrufen.“ – „Aber die Akte liegt doch in der Hauptstelle, da war ich vorhin.“ – „Ihr Sachbearbeiter ruft Sie an, hat er gesagt.“

Gegen 16 Uhr kommt der versprochene Anruf. „Ja, also, ich kann im Moment nichts machen. Ich habe Ihre Akte nicht vorliegen.“ – „Ich weiß, die liegt in der Hauptstelle. Da war ich ja heute morgen und habe die Sache geklärt.“ – „Ich rufe Sie dann morgen an.“

Bei diesem Verhalten der Mitarbeiter im Jobcenter ist es doch nur verständlich, wenn dort Leute ausrasten und mit Äxten, Hämmern oder Benzinkanistern rumtoben.

Das letzte Geleit [Updates]

Heute morgen haben wir unseren lieben Ex-Kollegen Hans zu Grabe getragen. Er ist letzten Sonntag im Alter von nur 53 Jahren gestorben. Unsere Abteilung war mit fünf Kollegen inkl. Chef vertreten.

Die Feier war allerdings recht unbefriedigend:

  • Der Pastor sprach ziemlich leise und hatte zusätzlich einen (englischen?) Akzent.
  • Teilweise sprach er mit dem Rücken zur Trauergemeinde.
  • Er hat ein paar Lebensstationen von Hans aufgezählt, aber kaum etwas zu seinem Leben oder seiner besonderen humorvollen Art gesagt.
  • Die Akustik/Technik in der Kapelle war so schlecht, daß wir wenig verstanden haben.
  • Es wurden nur zwei Lieder gespielt, nichts gesungen.
  • Es lag kein Kondolenzbuch aus.
  • Der Weg zum Grab war länger als die Andacht.

Als wir vom Grab weggingen, meinte der Chef: „Das war ja wohl nichts. Was Hans dazu gesagt hätte?“ und wir haben zustimmend genickt. Es war einfach „kurz und schlecht.“

Wir wissen aber nicht, was und wieviel die Familie vorher mit dem Pastor besprochen hatte oder ob es so genau richtig für sie war. Und das ist in diesem Fall ja die Hauptsache.

Was uns gut gefallen hat, war der Sarg: schlichtes helles Holz mit dunklen Beschlägen. Dazu Blumen in rot/weiß sowie Kränze von der Familie und ein Gesteck von uns.

[Update 1]
Ein Kollege hat jetzt erfahren, daß es ein sogenanntes „Armenbegräbnis“ war. Die Familie lebte in den letzten Jahren von ALG2 und hatte daher keine Bestattungsvorsorge treffen können. Da werden die nötigen Kosten vom Amt übernommen. Und nötig ist wohl nur das billigste und einfachste.

Natürlich kann man nicht auf Kosten der Allgemeinheit eine Riesenfeier abhalten. Aber diese Trauerfeier widersprach allem, was ich bei den vielen Begräbnissen in meiner Familie bisher erlebt habe. Selbst bei so schwierigen finanziellen Verhältnissen muß doch die Würde des Verstorbenen und die Trauer der Hinterbliebenen geachtet werden!

[Update 2]
Vor ein paar Jahren habe ich mal ein Foto von Hans geschossen und mit verschiedenen Aussprüchen von ihm verziert. Nach Rücksprache mit den Kollegen steht nun eines davon bei uns im Büro.

Den Spruch „Ihr seid doch alle bescheuert!“ haben wir oft gehört, wenn Hans mal wieder an seinen Mitarbeitern verzweifelte. Meist haben wir darüber gekichert und nachdem er uns die Sache geschildert hatte, war sein Zorn auch verraucht. Überhaupt konnte er nie lange jemandem böse sein und der Ausdruck „Harte Schale, weicher Kern“ beschreibt ihn am besten.

Er wird in unseren Herzen weiterleben!

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