Manchmal glaube ich… nein, bin ich mir sicher, daß mich die Welt verarschen will.

Gestern abend ging das Telefon, Vorwahl von Wiesbaden. Da wir dort niemanden kennen, überließ meine Frau mir das Vergnügen.

Es war ein junger Bursche vom Meinungsforschungsinstitut Emnid, das „im Auftrag der Regierung“ eine Umfrage zu den Radio- und Fernsehgewohnheiten der Bundesbürger durchführt.
Ich habe versucht, ihn von der Sinnlosigkeit seines Auftrags zu überzeugen: „Da doch jeder Bürger über die Rundfunkabgabe die öffentlichen Sender bezahlt, ist es sinnlos, daß Sie mich dazu befragen. Ob ich nun z. B. den Bayrischen Rundfunk gut finde oder nicht; das Geld fließt dem Sender sowieso in die Kasse.“
Er: „Aber ich befolge doch nur Anweisungen…“
Ich: „Oh, das ist aber eine ganz schlechte Aussage. Das ist ja bekanntlich vor über 70 Jahren schon mal gehörig schief gegangen. Man sollte Anweisungen immer hinterfragen und auf gesellschaftliche und vor allem moralische Akzeptanz überprüfen.“

Nach 3:45 Minuten kam er endlich dazu, die alles entscheidende Frage zu stellen: „Wollen Sie bei der Umfrage mitmachen?“
Ich: „Nö.“
Er: „Ok, dann wünsche ich Ihnen noch einen guten Abend und bedanke mich für das Gespräch.“
Ich: „Ich danke auch für die nette Unterhaltung und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Umfrage.“

Heute Morgen ging der Wahnsinn direkt weiter: um kurz nach 7 hörte ich die Nachbarin von oben den Hausflur putzen. Als ich wenig später in’s Treppenhaus trat, dem Wetter angemessen mit dicker Jacke und Stiefeln bekleidet, schlug mir die grausame Winterkälte voll ins Gesicht. Die liebe Nachbarin hatte nämlich mal wieder die Haustür sperrangelweit aufgestellt und werkelte weiter oben auf der Treppe rum.
Natürlich schloß ich die Tür auf dem Weg nach draußen, war aber kaum drei Schritte entfernt, als die Nachbarin die Tür wieder aufstellen wollte.
Ich: „Frau X., machen Sie doch bitte die Tür zu, sonst zieht die ganze Kälte in’s Haus.“
Frau X.: „Aber es muß doch lüften, sonst wird die Treppe nicht trocken.“
Ja ne, ist klar: bei -3 Grad und Schneefall. Auf der Treppe hatte sich schon ein leichter Eisfilm gebildet.
Ich: „Bei diesem Wetter können Sie lange warten. Da friert eher das ganze Haus zu.“
Frau X.: „Sonst steht die Tür auch den ganzen Tag auf und es stört keinen.“
Ich (recht laut): „Na, das glaube ich aber mal gar nicht. Da käme das ganze lichtscheue Gesindel problemlos in’s Haus; das würden anderen die Nachbarn sicher nicht gut finden.“
Frau X.: „Aber es muß doch trocknen…“ Sie will es einfach nicht verstehen!
Ich (jetzt schreiend): „MACHEN SIE DIE TÜR ZU! DIE KÄLTE ZIEHT IN’S HAUS!“
Frau X. grinste debil und wollte weiter diskutieren, aber ich ließ sie einfach stehen.

Solange ich mein Auto von Schnee und Eis befreite, bliebt die Haustür zu. Geht doch, erst mal…