Es war 1973 auf der Klassenfahrt nach Borkum. Eines Abends saßen wir zu mehreren in den Dünen, das Meer rausche in der Dunkelheit und hin und wieder schrie eine Möve.

Jemand hatte einen tragbaren Radiorekorder mitgebracht, wir hörten die neuesten Hits von Sweet, Slade, Suzi Quatro, T-Rex und unterhielten uns über Musik im allgemeinen.

Nach einiger Zeit sagte Michael „Ich habe hier etwas, das müßt ihr euch unbedingt anhören. Man kann bei dem Lied nicht die Gitarre und den Sänger unterscheiden.“ Kassette reingeworfen, Play gedrückt und nach wenigen Takten schien die Welt um mich still zu stehen.

So etwas hatte ich bisher noch nicht gehört: rumpelnder Bass, treibendes Schlagzeug, kreischende Gitarre, wabernder Orgelklang und ein Sänger, der kraftvoll und mit ganz eigenem Stil den Text herausschrie. Ein erstes Gitarrensolo, weiterer Gesang, noch ein ausgedehntes Solo, der Song nahm kein Ende.

„Jetzt, aufpassen“, warf Michael kurz ein. Und da war die besagte Stelle! Wir konnten wirklich nicht erkennen, wann der Sänger kreischte, wann der Gitarrist spielte.

Gebannt hörten wir zu.

„Wahnsinn,“ murmelte jemand.

Dann war das Stück zuenden. Mit einem „Klack“ ging der Rekorder aus und wir saßen eine Weile stumm da.

„Wer war das?“ fragte ich leise.
„Das war Deep Purple,“ antwortete Michael, „die LP ‚Made In Japan‘ ist ganz neu.“
„Hast du noch mehr davon?“
Er nickte, drehte die Kassette um und wieder tönte diese neue, faszinierend kraftvolle Musik aus dem Lautsprecher. Es wurde ein langer Abend.

Nachdem wir von der Klassenfahrt zurück waren, kratzte ich mein Taschengeld zusammen, ging in einen Plattenladen und kaufte mir die Kassette von Deep Purple. Seitdem begleitet mich die Band und gerade dieses Album. Und auch nach so langer Zeit wird es nicht langweilig.

Im Laufe der Zeit hat sich meine Sammlung des Albums etwas vergrößert:

  • 1973 habe ich mir die Musikkassette gekauft
  • ca. 1979, als ich einen eigenen Plattenspieler hatte, wurde die Kassette durch eine LP ersetzt
  • 1985 schwenke ich auf die CD-Version um
  • 1993 erschien eine spezielle Ausgabe, die eine leicht erweiterte Fassung der drei Konzerte enthielt (rechts im Foto). Interessant war hier besonders das ausführliche Begleitheft mit vielen Infos zur Geschichte des Albums.
  • 1998 gab es zum 25-jährigen Jubiläum eine Doppel-CD, die auch die Zugaben der Abende enthielt (links, schwarzes Cover). Leider wurden dabei die Pausen zwischen den Titel komplett herausgeschnitten. Es sollte sich wohl mehr wie die Ausfnahme eines einzigen Konzertes anhören, wirkt dadurch für mich aber etwas gehetzt.
  • 2014 erschien eine Remastered Ausgabe, die sich optisch an der LP orientiert, sonst aber der 1998er Fassung entspricht. Es gibt auch noch eine Limited Super Deluxe Edition, die wirklich die kompletten drei Konzertabende vereint.
  • Die Tasse im Vordergrund habe ich vor gut zwei Jahren auf eBay gefunden. Sie ist für die wirklich harten Getränke reserviert.