Kollegen und Bekannte mit Teenagern berichten regelmäßig von Streß im Bad. Da wird mehrmals täglich ausgiebig geduscht, Stunden mit Haar- und Körperpflege zugebracht und jegliche Ermahnungen der Eltern verhallten ungehört.

Und jedes Mal frage ich mich, warum das bei uns zuhause nicht so war.

Wir lebten in einem Haus, das mein Uropa um 1900 gebaut hatte. Unsere Wohnung hatte kein Bad und die Toilette war auf halber Treppe. Gewaschen und Zähne geputzt haben wir uns am Spülstein in der Küche, mit kaltem Wasser, Sommer wie Winter. Wir Kinder wurden samstags in eine Zinkwanne gesetzt und ordentlich abgeschrubbt. Wie sich die Eltern gewaschen haben, weiß ich nicht.

Nach ein paar Jahren wurde ein Teil des Wohnungsflurs abgetrennt und der so entstandene Raum als Bad ausgebaut, natürlich mit Badewanne und Waschbecken. So war das tägliche Waschzeremoniell einfacher.

Gebadet wurde weiterhin samstags. Dafür befeuerte Vater den Badezimmerofen, ein 2 Meter hohes, zylinderförmiges Monstrum, in dem das Wasser erhitzt wurde. Die Vorarbeit dauerte ca. 2 Stunden. Dann hatte jedes Familienmitglied etwa 30 Minuten Zeit zum Baden oder Duschen.

Somit ist mir auch klar, warum es bei uns nie Streß gab: wir hatten nur samstags warmes Wasser und dann war einfach keine Zeit, sich lange im Bad rumzudrücken. Waren wir dadurch dreckiger als heutige Teenager? Mit Sicherheit nicht! Das hätte Mutter nie durchgehen lassen.

Und so kann ich diesmal mit Recht sagen „Manches war früher besser“.