Die folgende Geschichte ist einem Kollege diese Woche passiert. Ich habe die handelnden Personen und Orte verändert, aber alles so notiert, wie er es erzählt hat.
Der Kollege, nennen wir ihn Dieter, war bis Ende Oktober bei uns in einer Entgeldstelle beschäftigt (d. h. sein kleines Gehalt wird zu 75% vom Jobcenter finanziert). Ab November wurde ihm überraschenderweise ein 1,50€ Job bis Ende des Jahres bei uns bewilligt. Irgendwie hat das Jobcenter jedoch gepennt und zu viel gezahlt. Das Geld fordern sie natürlich zurück und solange wird sein neuer Antrag auf ALG2 nicht bearbeitet.
Also ging er die Tage mit allen Unterlagen zu seinem Sachbearbeiter. „Ja, ähm, da weiß ich jetzt auch nicht. Ich finde Ihre Akte nicht. Warten Sie mal draußen.“
Dieter wartet 30 Minuten brav vor dem Zimmer, um dann zu erfahren, daß seine Akte zur Hauptstelle geschickt wurde, weil ja Forderungen gegen ihn bestehen. „Gehen Sie doch mal dahin, 5. Stock, Zimmer 532. Die können Ihnen helfen.“
Er fährt also, leicht genervt, dorthin und sucht das Zimmer. Aber es ist keine Nummer 532 zu finden, die größte ist 517. Nach einigem Rumgelaufe fragt Dieter einen Mitarbeiter auf dem Flur und erfährt, daß er nur durch einen Nebeneingang zum gewünschten Zimmer gelangt. So muß er die fünf Etagen runter, einmal ums Gebäude, die nächsten fünf Etagen hoch und findet endlich sein Ziel.
Der Sachbearbeiter dort ist sehr freundlich und hilfsbereit und sie klären die Angelegenheit schnell. „Gehen Sie doch jetzt nochmal zu Ihrem Sachbearbeiter und sagen Sie ihm, was wir besprochen haben. Ich schicke Ihre Akte heute noch zurück.“
Dieter macht sich erneut auf den Weg und trifft in der Nebenstelle seinen Sachbearbeiter, der gedankenverloren aus dem Bürofenster starrt. „Haben Sie einen Termin?“ – „Ähm, ich war doch vorhin hier, Sie haben mich zur Klärung zur Hauptstelle geschickt.“ – „Wenn Sie keinen Termin, müssen Sie in der Eingangszone nachfragen.“
Dort sind inzwischen all die Langschläfer erschienen und es ist brechend voll. Da Dieter keine Lust hat, ewig lange zu warten, drängelt er sich bei erstbester Gelegenheit einfach vor. „Aber da müssen Sie mit Ihrem Sachbearbeiter sprechen. Ich kann da nichts machen.“ – „Da war ich gerade, aber er hat gesagt, ich brauche einen neuen Termin.“ – „Dann warten Sie mal draußen.“
Dieter wartet vor dem Zimmer und wird nach 30 Minuten rein gerufen. „Ihr Sachbearbeiter liest sich in die Akte rein und wird Sie heute anrufen.“ – „Aber die Akte liegt doch in der Hauptstelle, da war ich vorhin.“ – „Ihr Sachbearbeiter ruft Sie an, hat er gesagt.“
Gegen 16 Uhr kommt der versprochene Anruf. „Ja, also, ich kann im Moment nichts machen. Ich habe Ihre Akte nicht vorliegen.“ – „Ich weiß, die liegt in der Hauptstelle. Da war ich ja heute morgen und habe die Sache geklärt.“ – „Ich rufe Sie dann morgen an.“
Bei diesem Verhalten der Mitarbeiter im Jobcenter ist es doch nur verständlich, wenn dort Leute ausrasten und mit Äxten, Hämmern oder Benzinkanistern rumtoben.