Die Welt um mich herum in Fotos und Texten

Schlagwort: geld

Diese eine Frage

Ich lade gerade ein paar Einkäufe ins Auto, da erklingt eine angenehme Frauenstimme neben mir.

„Junger Mann…“, sagt sie.

„Oha“, schießt es mir durch den Kopf, „jemanden mit weißen Haaren ‚jung‘ zu nennen, ist mal eine andere Art der Ansprache. Bin gespannt, was folgt.“

„… hätten Sie vielleicht ein paar Cent für mich?“

Jep, da ist sie, die ewig gleiche Frage.

Ich schaue auf und sehe eine junge Frau ein paar Schritte entfernt stehen. Mit kurzen blonden Haaren, grüner Daunenjacke und Jeans wirkt sie wie eine Studentin.

„Nein, ich habe nichts“, antwortete ich und das ist nicht gelogen, da ich den Einkauf mit Karte bezahlt und deswegen kein Bargeld mitgenommen habe.

„Danke, vielen Dank, ich danke Ihnen“, murmelt die Frau und ist zwischen den parkenden Autos verschwunden.

Einen Moment bin ich ratlos: ich habe nichts getan, was ihren Dank rechtfertigen würde. Und soll ich in Zukunft für solche Fälle immer ein paar Münzen in der Tasche haben? Wäre es unverschämt oder zynisch, mein Gegenüber nach seinem Paypal Konto zu fragen?

Eine zufrieden stellende Lösung fällt mir nicht ein.

Die Welt ist gut zu uns

Es gibt ja doch viele gute Menschen dort draußen. Immer wieder erhalten wir Spenden von sozial eingestellten Bürgern, sogar aus dem Ausland.

So bekamen wir gestern zwei Geldspenden: ein netter Mann aus China bot uns 21,5 Millionen Euro und ein Mitarbeiter der UBS Bank aus London hielt 15 Millionen Britische Pfund für uns bereit.

Was uns aber am meisten bewegt, ist das heutige Angebot über 9,2 Millionen USD aus Kenia. Ein Land, in dem bekanntlich Leid, Hunger und politische Unruhen herrschen bietet dem eigentlich reichen Deutschland solch eine  große Summe Geld an.

Da kommen einem doch echt die Tränen!

Nach Rücksprache mit der Geschäftsleitung werden wir diese mildtätigen Gaben gerne annehmen und im Sinne der großzügigen Wohltäter nutzen. Und selbstverständlich schließen wir sie in unser tägliches Nachtgebet ein. Das ist das Mindeste, was wir für diese edlen Spender tun können.

Am Pfandautomat

Die Maschinen zum Abgeben des Pfandguts sind eine wahre Ausgeburt der Hölle: sie stinken, machen unheimliche Geräusche und oft wollen sie mich betrügen.

So auch gestern wieder: ich stelle zwei Kästen mit Leergut rein und erwarte 6,60€ Pfand. Der Automat druckt 4,95€ aus. 

Also schelle ich nach einem Mitarbeiter. Denn dafür ist an exponierter Stelle eine Klingel angebracht, die auch deutliche Abnutzungserscheinungen zeigt. 

Nach einem kurzen Moment erscheint ein junger Mann aus den Tiefen des Ladens und sieht mich erwartungsvoll an. 

Ich „Ich habe zwei volle Kästen Limo eingestellt, aber der Automat hat viel zu wenig berechnet.“

Er, nach einem kurzen prüfenden Blick auf die Leergutsammlung „Joh, das stimmt. Ich mache Ihnen einen neuen Bon.“  Und gibt mir einen Zettel über 9€.

Ich “ Ähm, junger Mann. Das ist jetzt aber zuviel. Das sind doch nur 6,60€!“

Er „Nö, zwei Kästen und die Flaschen macht 9€. Stimmt schon.“

Ich, zweifelnd „Na ja, wenn Sie meinen…“ und überlege, ob sich vielleicht das Pfand des Herstellers geändert haben. Aber am Regal der Limo steht immer noch der bekannte Preis von 3,30€ pro Kasten. 

Also gehe ich noch einmal zum freundlichen Mitarbeiter „Das Pfand ist doch nur 3,30€.“

„Ja,“ sagt er „ist mir dann auch eingefallen. Aber ist schon ok so, ist ja schon gebucht.“

Ich, ungläubig „Wirklich?“

Er „Ja ja, das ist ok.“

Ich bedanke mich und mache mich auf den Weg zur Kasse, wo die Summe anstandslos von meiner Rechnung abgezogen wird. 

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