Mitten im Stadtgebiet Wuppertals und doch recht versteckt liegt der Skulpturenpark Waldfrieden. Das Gelände gehörte früher dem Unternehmer Kurt Herberts und verfiel nach dessen Tod. Im Jahr 2006 kaufte es der Künstler Tony Cragg und begann, seine Idee eines Parks mit Kunstausstellung zu verwirklichen.
2008 wurde der Park eröffnet, 2012 um ein angrenzendes Waldstück erweitert und beherbergt heute 40 Skulpturen, die alle unter freiem Himmel stehen sowie zwei Ausstellungshallen für nicht wetterfeste Exponate.

Ich habe mein Auto auf einem der kostenlosen Besucherparkplätze abgestellt. Immer bergauf, erreiche ich über Serpentinen nach mehreren Minuten den eigentlichen Eingang zum Park. Schon diesen Weg zieren ein paar große Skulpturen.
Vor dem Ticketshop steht ein abgedecktes Motorrad, was mich etwas verwundert, da bisher alles einen aufgeräumten und sauberen Eindruck macht. Nachdem ich den Eintritt bezahlt habe und den Lageplan des Parks studiere, erkenne ich, daß das auch ein Kunstwerk ist. „Ne, Leute, wollt ihr mich verarschen?“ entfährt es mir halblaut. Wenn das so weiter geht, fehlt mir wahrlich das richtige Kunstverständnis für diesen Park.
Auch die nächsten Exponate erzeugen bei mir eher Kopfschütteln: eine ca. 4 Meter hohe Säule aus scheinbar schief zusammengesetzten Steinscheibe oder ein großes weißes Stück Plastik mit schwarzen Flecken sprechen meinen Schönheitssinn nicht an. Tapfer fotografiere ich alles, um es hinterher noch einmal in Ruhe ansehen zu können.
Dabei beobachtet mich eine Taube recht kritisch.

Doch je weiter ich in den Wald hinein gehe, je mehr Skulpturen zwischen Bäumen und Sträuchern auftauchen, je mehr Formen und Farben ich sehe, desto mehr Verständnis finde ich für diese Kunst. Sie paßt perfekt in die Landschaft, ziert Lichtungen und Wegesrand.
Nach mehr als einer Stunde über teilweise schmale Schotterpfade erreiche ich das obere Ende des Parks und bin sprachlos.

Wie ein Bison steht eine mächtige Skulptur zwischen den Bäumen und zieht mich magisch an. Von jeder Seite sieht sie anders aus, läßt sich optisch nicht festhalten.

Glücklicherweise ist in der Nähe eine Bank, so daß ich mich etwas ausruhen und sie länger betrachten kann. Dabei genieße ich die Stille des Waldes, das leichte Rauschen der Bäume und hin und wieder den Ruf eines Vogels.
Nach einigen Minuten mache ich mich auf den Weg zurück ins Tal und bin gespannt, was ich noch finden werde. Aus dem Fotografieren des Verrückten ist inzwischen ein Sammeln von Ungewöhnlichem geworden, das mich berührt und befriedigt. Egal, was sich der Künstler bei der Erschaffung des Werkes gedacht hat, welchen tieferen Sinn er darin ausdrücken will, es liegt an mir, wie ich es empfinde und für mich einordne.
Und so stoße ich nach einigen weiteren skurrilen Dingen wieder auf eine Skulptur, die mir sehr gut gefällt.

Aus Bronze hergestellt, glänzt sie herrlich im Sonnenlicht und erinnert an eine große Blechdose oder Maschine, die jemand achtlos liegen gelassen hat.
Vor dem Verlassen des Parks sehe ich mir noch die Sonderausstellung in den beiden Pavillons an: Gipsskulpturen verschiedener Größe von Henry Moore. Nach all dem Abstrakten sind die mir jetzt zu gegenständlich und sprechen mich nicht an.
Nach 2,5 Stunden habe ich fast alles gesehen und verlasse erschöpft den Park. Ich werde auf jeden Fall noch einmal dort hin, weil ich ein paar Skulpturen nicht gesehen habe. Da die Ausstellung das ganze Jahr über geöffnet ist, plane ich einen Besuch im Winter, wenn Schnee liegt. Das wird sicher etwas optisch ganz Besonderes.

Wichtige Hinweise für potentielle Besucher:
- festes Schuhwerk ist nötig, es geht teilweise über Schotterwege
- für Kinderwagen und Rollstühle nicht geeignet
- man darf überall fotografieren, solange es nicht kommerziell ist
- und ganz wichtig: nur gucken, nicht anfassen!
Die Webseite des Skulpturenparks mit allen Infos