Morgens mit dem Rentner Blues aufgewacht: viel Zeit, wenig Geld, keine Aufgaben. Und das trübe Wetter konnte die grauen Gedanken auch nicht vertreiben.

Tapfer habe ich mich aufgerafft, einkaufen zu gehen: Supermarkt, Aldi und Netto standen auf dem Plan. An einem Donnerstag gegen Mittag sollte das eine entspannte Aufgabe sein.

Falsch! Ganz ganz falsch gedacht!

Am Supermarkt war der Parkplatz sehr voll. Im Laden schoben sich die Leute durch die Gänge, Mitarbeiter räumten neu Ware in die Regale. An Wurst- und Käsetheke waren so lange Schlangen, daß ich keine Lust hatte, mich dort anzustellen.

Stimmengewirr, Lautsprecherdurchsagen und über allem das unerträglich Gedudel der Supermarktmusik.

Als ich meine paar Einkäufe zusammen hatte, gab es aber auch keine Entspannung an der Kasse. Einem jungen Mann vor mir fiel beim Bezahlen auf, daß er noch einen Pfandbon im Portemonnaie hatte. Also musste die Kassiererin den Vorgang abbrechen, den Pfandbon über ihren Scanner ziehen und erst dann konnte der junge Mann bezahlen.

Direkt vor mir stand eine alte Dame mit Rollator. Und natürlich kam sie ihrer altersgemäßen Pflicht nach und schob der Kassiererin beim Bezahlen ihre Hand mit Kleingeld entgegen.

Grundsätzlich ist mir das egal. Irgendwann bin ich ja auch mal so alt und nerve meine Mitmenschen mit irgendwelchen Altersmarotten. Aber heute waren meine Nerven nicht darauf eingestellt.

Dann schnell die Einkäufe ins Auto gepackt und in Richtung Aldi gedüst. unterwegs ließ ich mir von den Black Crowes und Jimmy Page die Ohren volldröhnen, was meine Stimmung etwas verbesserte.

Der Einkauf im Aldi war wesentlich entspannter, aber an der Kasse verlies mich das Glück.

Der Kunde vor mir wollte mit Karte bezahlen, aber das Lesegerät gab einen Fehler aus. Zweimal startete die Kassiererin den Bezahlvorgang neu, bis ihr eine Erkenntniss kam „Ist das eine neue Karte? Die müssen Sie beim ersten Mal unten reinstecken. Dann wird sie aktiviert, dann geht es beim nächsten Mal kontaktlos.“ Gesagt, getan und Erfolg.

Mein darauf folgender Besuch im Netto wurde ebenfalls von einem einzigartigen und eigentlich unnötigen Kassenerlebnis gekrönt.

Die Kundin vor mir (mit erkennbarem Migrationshintergrund) kannte die Kassiererin (ebenfalls mit erkennbarem Migrationshintergrund) wohl und beide sprachen auf arabisch miteinander.

Die junge Frau hatte ihre Einkäufe schon wieder komplett vom Band in den Wagen gepackt, als sie den Betrag auf dem Kassendisplay sah und erschrak. Sie nahm einige Artikel aus dem Wagen und legte sie zurück auf das Band. Die Kassiererin stornierte diese, aber der Betrag passte wohl immer noch nicht.

Also gab die Kundin nach und nach ihren gesamten Einkauf zurück und suchte sich dann ein paar Teile aus, die die Kassiererin erneut über ihren Scanner zog. Beide Frauen waren dabei völlig entspannt und plauderten pausenlos miteinander.

Als der Rechnungsbetrag für die junge Frau passend war, holte sie ihr Portemonnaie aus der Jacke, zog eine Sparkassenkarte heraus und bezahlte kontaktlos.

MIT KARTE! DIE HATTE GAR KEIN BARGELD DABEI!

Natürlich kann es Gründe geben, warum man auch mit Karte nicht alles bezahlen kann. Aber dann rechne ich vorher zusammen, für wieviel Geld ich Ware im Einkaufswagen habe. Und wenn ich in Kopfrechnen schwach bin: jedes Smartphone hat eine Taschenrechner App. Aber doch nicht erst an der Kasse! Und damit den anderen Kunden Zeit stehlen! Unfassbar.

Wegen dieser vier so schlecht organisierten Menschen haben mich die Einkäufe deutlich über zwei Stunden gekostet.