Ein Imbiß am Rande der Stadt.
Trübes Neonlicht fällt durch die große Fensterscheibe auf den Gehweg und versucht gegen die aufsteigende Dämmerung anzukämpfen.
Vor der Theke steht ein alter Mann mit Rollator. Die Bedienung reicht ihm zwei Bierflaschen, die er in einer Stofftasche verstaut.
„Macht dreifuffzich, Herbert, wie immer.“
Er kramt sein Portemonnaie hervor und sucht umständlich nach Kleingeld.
In einer Ecke sitzt ein Mann mit Anzug und Hut. Vor ihm steht ein großes Glas Bier und ein halb leer gegessener Teller Pommes – Currywurst.
Scheppernd fliegt die Eingangstür auf.
Ein maskierter Mann stürmt rein, fuchtelt mit einer Pistole herum und brüllt „Überfall! Geld her, aber zack zack!“
Er reicht der Bedienung ein Plastiktüte, in die sie hektisch das Geld aus der Kasse stopft.
„Wat is los, Oppa! Hasse nich gehört? Geld her!“ fährt der Ganove den alten Mann an.
„Aba dat is doch meine Rente. Mehr hab ich nich.“ jammert der Alte.
„Fresse halten!“ Der Mann schlägt ihm brutal ins Gesicht und reißt das Portemonnaie an sich.
Der Alte sackt wimmernd auf dem Rollator zusammen. Blut tropft aus der Nase auf seine Jacke und Hose.
„Hey, Anzugmann!“ nölt der Ganove mit gehässigem Unterton, „Brauchste ne Extraeinladung? Knete her, aba flotti!“
Er tritt dicht an den Tisch des Gastes heran und wedelt mit seiner Waffe vor dessen Gesicht herum.
„Ich hatte heute einen sehr schweren Tag.“ Ohne aufzublicken antwortet der Mann mit eiskalter Stimme. „Ich habe zwei Leuten das Hirn weggeblasen, einem dritten die Frau vergewaltigt, während er zusehen mußte, ihm die Eier abgeschnitten und in sein großes Maul gestopft. Da helfen auch die süßen Hunde- und Katzenbabys nicht, die ich morgens zum Frühstück esse.“
Während seiner Worte hat er langsam den rechten Arm über die Tischkante gehoben. In der Hand liegt ein riesiger silberner Colt. Die Mündung zeigt bedrohlich auf den Maskierten vor ihm.
„Wenn du also nicht vor Schmerzen schreiend die Gaststätte dieser freundlichen Frau voll bluten willst, geh. Schnell.“
Für Sekunden scheint die Zeit still zu stehen. Stille herrscht. Nur das ewige Summen der elektrischen Geräte erfüllt den Raum.
Trotz der Maske erkennt man, daß dem Ganoven der Schweiß auf die Stirn tritt. Auf seiner Hose breitet sich schnell ein dunkler Fleck aus.
Dann wirbelt er mit einem gequitschten „Hiiilfä“ herum und rennt durch die offene Tür davon.
„Äh…, vielen Dank für Ihre Hilfe.“ Die Bedienung kommt erleichtert hinter der Theke hervor und sammelt die verlorene Beute des Räubers auf.
„Och, da nich für“ antwortet der Gast und sieht sie aus eisblauen Augen freundlich an. Ein dünnes Grinsen umspielt seinen Mund. „Mit den Hund- und Katzenbabys habe ich etwas übertrieben. Aber das ist nicht aufgefallen, oder?“
Die Bedienung schluckt „Noch ein Bier auf Kosten des Hauses?“
„Nein, danke. Ich muß los.“ Er trinkt sein Glas, erhebt sich und legt einen 100€ Schein auf den Tisch. „Das sollte über die Aufregung hinwegtrösten.“
Auch dem alten Mann steckt er im Vorübergehen Geld zu. „Lassen Sie Ihre Sachen reinigen und gönnen Sie sich eine extra Flasche Bier.“
Mit einem „Schönen Abend zusammen“ ist er verschwunden.
Draußen fängt es an zu regnen.