Der 65. Geburtstag ist ja schon etwas besonderes. Es ist nicht mehr lang bis zur Rente und ich wollte mir letztes Jahr daher etwas besonderes gönnen.
Kategorie: Schreiben (Seite 5 von 16)
Auch zu diesem Fest sind wir wieder mit viel Post und noch mehr guten Wünschen bedacht worden.

Etwas spät, aber noch rechtzeitig für das neue Jahr, richte ich meinen neuen Kalender ein.

Diesmal habe ich einen von Häfft, der deutlich weniger Informations- und Leerseiten enthält als der von Siegel, den ich in den letzten Jahren genutzt habe.
Mal schauen, ob mir das so reicht.
„Schon wieder leer“.
Traurig gucke ich in meine Tasse.
„Du trinkst zuviel“, sagt das Känguru vorwurfsvoll.
„Als Bewohner trockener Landstriche kannst du da nicht mitreden.“
Ächzend stehe ich auf, schlurfe seufzend in die Küche und drücke im Vorbeigehen die Tür des Altpapierschrankes zu.
„Das Zeug müßte auch mal entsorgt werden,“ rufe ich ins Wohnzimmer, während ich mir frischen Tee eingieße. „Vielleicht könntest du das in deinem Beutel…“
„Vergiß es, Alter“, fällt mir das Känguru gelangweilt ins Wort.
Ob er sich denn auch sicher dabei sei, fragten ihn die Menschen.
Wobei? fragte er zurück, da ihm bisher nichts besonderes zugetragen wurde.
Das sei aber seltsam, daß er sich damit nicht auskenne, antwortete man ihm. Wo er doch so belesen und weit gereist sei, da habe man erwartet, daß er wisse, worum es ginge, wie bedeutend und wichtig das Ganze sei.
Wieder fragte er, wovon sie sprächen, bekam aber keine erschöpfende Antwort.
Man habe überlegt, ihn mit der Sache zu betrauen, müsse jetzt aber erkennen, daß er wohl der falsche dafür sei. Er habe die Menschen um ihn herum wohl getäuscht, warf man ihm vor. Er sei nicht der, für den er sich ausgebe.
Verzweifelt versuchte er in Erfahrung zu bringen, worum es ginge. Doch seine Informanten schüttelten nur den Kopf und ließen ihn ratlos zurück.
So kam es, daß er einsam und bedrückt die Stadt verließ und nie mehr gesehen wurde.