Die Welt um mich herum in Fotos und Texten

Kategorie: Beobachtungen (Seite 8 von 9)

Im Bistro

Aus einem Radio hinter der Theke plärrt der üblich belanglose Mix an Musik, Werbung und Nachrichten, den Privatradios heutzutage anbieten.

Ich sitze an einem kleinen Tisch, eine Flasche Wasser vor mir und vertreibe mir die Zeit mit lesen, Nachrichten und Notizen schreiben.

Geruch von frischer Pizza und Zigaretten umweht mich.

Die Frau hinter hinter der Theke scheint die Einzige zu sein, die hier arbeitet. Sie bedient Kunden, sortiert Teller und Gläser, putzt den Tresen.

Ich beobachte durch die Fenster den Verkehr auf der Straße, höre aber nichts davon. Das Gebäude ist also gut isoliert. Bis auf das plärrende Radio eine Insel der Ruhe in der lauten Stadt.

Der Bettler

Vor der Filiale einer Bank, dem Abbild von Protz und Punk, dem Tempel der Eliten und gelangweilten Reichen, sitzt ein Bettler.

Zu dieser frühen Morgenstunde sind erst wenige Menschen in der Stadt unterwegs, so daß der Erfolg des Mannes zweifelhaft scheint.

In fleckiger Jeans und schwarzer Daunenjacke kniet er hoch aufgerichtet auf einem Kissen, das er gegen den Straßenschmutz in bunte Mülltüten gepackt hat. Mit gesenktem Kopf hält er den Passanten eine schwarze Basecap entgegen.

Als ich an ihm vorbei gehe, trifft mich ein Blick aus wasserblauen Augen.

Spaziergang

Vereinzelt liegen Tannenbäume am Straßenrand. Die Stadtwerke sammeln sie dieses Jahr spät ein.

Ein junger Mann in Arbeitshose fegt mit einem alten Besen den Bürgersteig. An einem Sonntag muß das doch nicht sein!

Am strahlend blauen Himmel knattert ein feuerroter Hubschrauber entlang. Woher? Wohin?

In der Nebenstraße ist der Hörer des Kartentelefons abgerissen und das Kabel baumelt herunter. Nutzt heutzutage tatsächlich noch jemand ein öffentliches Telefon?

Im Park geht eine alte Frau mit Hund spazieren. „Komm, Benni, mach hin. Es ist kalt.“

Ein Jogger in T-Shirt und kurzer Hose läuft vorbei. Bei der Kälte muß man schon verrückt sein, so leicht bekleidet rauszugehen.

Im Neubau in der Nachbarschaft ist schon eine Wohnung belegt. Die Leute haben die Rolladen halb heruntergelassen. Fürchten sie die Neugier der Nachbarn? Gardinen wäre da einfacher.

Bei der Ansicht eines Vogels

Wie gut haben es die Vögel: können sich einfach von der Erde lösen, zu den Bäumen hochfliegen, tiefe Täler überwinden, sich vom Wind tragen lassen. 

Nicht so wie die Menschen, die plump und ungelenk über die Erde stolpern und sich für die Krone der Schöpfung halten. 

Beobachtungen am Morgen

Arzthelferinnen in freundlich aprikotfarbener Kleidung wuseln durch die Praxis wie fleißige Bienen. Trotz aller Geschäftigkeit ist die Atmosphäre entspannt.

Auf dem Marktplatz steht ein einsamer Honigverkäufer. Die Seitenplanen seines Verkaufszeltes flattern im kräftigen Morgenwind.

Ein kleines Reinigungsfahrzeug der Stadtwerke steht am Rand des Platzes. Der Fahren telefoniert wild gestikulierend mit seinem Handy.

Etliche Pflastersteine haben sich gehoben und machen den Weg zum Slalomlauf. Liegt es am vielen Regen der letzten Wochen?

Eine Briefträgerin in rot-gelber DHL Kleidung schiebt ihren Wagen mit Post. Um den Hals trägt sie ein dickes Schlüsselbund.

Ein Fahrschulwagen aus Östereich parkt am Straßenrand. Laut Aufkleber befindet er sich auf einer Übungsfahrt. Eine teure Fahrstunde!

Die Morgenruhe wird durch ein lärmendes Kleinkind gestört. Die Mutter telefoniert mit dem Handy und hält sich dabei das andere Ohr zu.

Im Rinnstein liegt eine tote Maus.

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