Die Welt um mich herum in Fotos und Texten

Kategorie: Arbeit (Seite 7 von 46)

Ehre und gutes Benehmen

Mein Kollege Chris hat mal wieder eine Anzeige wegen Beleidigung gekriegt und musste heute vor Gericht erscheinen.

Als er eben zurück kommt, sehen wir seiner Haltung gleich an, daß es nicht gut gelaufen ist für ihn.

Und bevor wir ihn fragen können, poltert er los: „Die dumme Sau von Richter wollte mir nicht glauben, daß ich nicht Hurensohn gesagt habe. Wichser, Blödmann und Arschloch stimmt, aber niemals Hurensohn! Ich kenne die Mutter von dem Typen, der mich verpfiffen hat, war ’ne zeitlang mit der zusammen. Die ist in Ordnung, die kann nix für ihren bescheuerten Sohn.“

Er schnauft empört aus. „Auch die arrogante Fotze von Staatsanwältin hat mir das nicht geglaubt.“

Ein allgemeines und mitfühlendes Kopfnicken geht durch die Runde.

Meine Kollegen haben schon eine seltsame Vorstellung von Ehre und gutem Benehmen.

Morgens im Büro

Mein Kollege St. füllt wie jeden Morgen die Anwesenheitsliste aus. Das ist eine langwierige Arbeit, weil unsere Jungs es nicht so mit Pünktlichkeit haben und sich der Eine oder Andere auch gerne im Lager in den Ecken versteckt.

Daher muss man jeden Morgen einige Zeit aufwenden, um alle Schäfchen zu finden und vorschriftsmäßig zu notieren.

Heute ergab sich dabei folgendes Gespräch:

„Ist der Sepp schon da?“

„Joh, der sitzt draußen auf der Bank.“

„Man weiß nie, ob der nicht noch vom Vortag da sitzt. Der bewegt sich ja kaum den Tag über.“

„Mich würde auch nicht wundern, wenn der hier 3 Tage tot sitzt und keiner merkt es.“

„Ja, selbst vom Geruch her würde es nicht auffallen.“

Nun muss man Sepp zugute halten, dass er Hüfte hat und deswegen Schmerzmittel nimmt. Daher ist er nicht sehr belastbar und schläft öfters ein. Das entschuldigt aber nicht seinen Körpergeruch!

Morgens auf der Arbeit

8:00 Arbeitsbeginn
8:10 die Kollegen schütten sich den ersten Kaffee in den Kopf
8:15 Kaffee 2 und 3 folgen
8:20 einige Nachzügler treffen ein
8:30 noch mehr Nachzügler treffen ein
8:40 Kaffee 1 – 4 sind eingefüllt (je nach Ankunftzeit des Kollegen)
8:45 den Kollegen fällt auf, daß sie noch Arbeitsmaterial oder Ware laden müssen
8:50 hektisches Beladen des LKW
8:55 rasante Ausfahrt zum Kunden
9:00 geplanter Arbeitsbeginn beim Kunden
9:10 Ankunft beim Kunden

Jeden! Verdammten! Morgen!

Bastians Goldfisch

Bastian ist ein ehemaliger Kollege, der bei allen beliebt war, weil er sehr freundlich und hilfsbereit ist. Nachdem seine Maßnahme bei uns beendet war, verschwand er für längere Zeit von der Bildfläche. Inzwischen arbeitet er in einer anderen Abteilung, zu der wir aber regelmäßig Kontakt haben.

Heute morgen erfahren wir durch Zufall, daß Bastian sich den Tag freigenommen hat. Sein Goldfisch sei gestorben.

Nun kennen wir solche seltsamen Gründe für kurzfristiges Fehlen nur zu gut und könnten es dabei bewenden lassen.

Aber den Kollegen Chris reitet der Teufel „Ich rufe jetzt bei Basti an!“ verkündet er breit grinsend, wählt Bastians Nummer und stellt sein Telefon auf Lautsprecher.

Bastian „Ja, hallo?“

Chris „Hallo, Basti, Chris hier. Hömma, ich hab gehört, dein Goldfisch is gestorben. Tut mir echt leid. War ’n gutes Tier, echt!“

Bastian „Ja, danke Mann. Ich war ganz schön geschockt, als sie mir gestern gesagt haben, der Goldfisch wär‘ mit 85 Jahren am Herzinfarkt gestorben.“

Chris „Echt scheiße, Alter. Wann ist denn die Beerdigung?“

Bastian „Weiß nicht, da müssen wir nächste Woche mal gucken, was man da machen muss.“

Die beiden wechseln noch ein paar belanglose Worte, dann ist das Gespräch beendet.

Zu Bastians Entschuldigung muß man sagen, daß er wirklich nicht die hellste Kerze auf der Torte ist und so lachen die Kollegen zwar herzhaft über seine wirren Gedanken, erinnern sich aber schnell an Bastians gute Seiten und haken die Geschichte ab.

Unnützes Wissen

Wir haben eine neue Kollegin namens Stephanie. Der Name regt den Kollegen Stefan und mich zu Überlegungen an.

Stefan „Da gibt es doch diese Volksmusiksängerin… Stephanie Hartl…“

Ich „Ja genau. War die nicht mit dem Flori Silbereisen zusammen?“

Stefan „Nein, die hatte was mit einem Stefan soundso.“

Ich „Ach ja, Stefan Mroz, der Trompeter!“

Stefan „Genau der! Und da gab es mal einen Streit, ob er überhaupt richtig Trompete spielen kann…“

Weitere Überlegungen werden durch das Klingeln des Telefons jäh unterbrochen.

Als ich meiner Frau abends von dem Gespräch erzähle, guckt sie mißbilligend und korrigiert mich nachdrücklich „Die Sängerin heißt Stefanie Hertel, ihr Freund schreibt sich Mross und Florian Silbereisen ist mit Helene Fischer zusammen. Das weiß man doch!“

Es ist schon echt peinlich, welch unnützes Wissen man im Laufe der Jahre so ansammelt!

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