Nachdem in den letzten Tage einige Kollegen schon geimpft wurden und über mehr oder weniger heftige Nebenwirkungen berichteten, war heute mein Impftag.
Das örtliche Impfzentrum liegt auf einem ehemaligen Kasernengelände und am Eingang ist immer noch ein großes Tor. Dort stand in Wind und Kälte ein Sicherheitsmann.
„Guten Morgen. Haben Sie einen Impftermin?“
„Ja.“
„Dann fahren Sie immer geradeaus.“
„Danke.“
Ein paar 100 Meter weiter stand die nächste frierende Security.
„Kommen Sie zur Impfung?“
„Ja.“
„Dann bitte da rechts rein, mein Kollege weist Sie ein.“
„Danke.“
Man wies mir einen Parkplatz zu und da ich gut 10 Minuten vor meinem Termin da war, wartete ich noch einen Moment im Auto. Auf der Webseite des Impfzentrums stand, daß man genau pünktlich erscheinen möge, damit es im Wartebereich nicht zu Menschenansammlungen kommt. Das wäre der aktuellen Lage ja nicht angemessen.
Vor dem aus Containern provisorisch aufgebauten Impfzentrum stand wieder ein dick eingekleideter Sicherheitsmann.
„Guten Morgen. Haben Sie Ihre Impfeinladung dabei?“
„Ja.“
„Die brauche ich einmal. Und Ihren Personalausweis.“
Er kontrollierte beides, bedankte sich und wies mich ins Innere. Angenehme Wärme empfing mich und das beständige Dröhnen von Heizgeräten, was die folgenden Gespräche für mich teilweise schwer verständlich machte.
In dem kleinen Vorraum kontrollierte eine Frau an einem Stehtisch noch einmal meine Impfeinladung und schickte mich dann zum eigentlichen Eingang des Impfzentrums. Dort maß eine junge Frau mit einem Digitalthermometer meine Temperatur kontaktlos an der Stirn.
„Haben Sie im Moment ein Erkältung?“
„Nein.“
„Leiden Sie an Geruchs- oder Geschmacksverlust?“
„Nein.“
„Gut. Dann bitte hier nach links an den Tisch.“
Dort saß eine junge Frau vom Roten Kreuz, nahm meine gesammelten Unterlagen entgegen und überprüfte sie. Ich mußte noch ein paar Kreuze machen…
„Auch hier, bei der Frage.“
„Na ja, ich dachte, weil da ‚Bei Frauen…‘ seht, ist klar, daß es mich nicht betrifft.“
„Ja, die ist etwas unglücklich formuliert…“
„Ach, das macht nichts, ich bin auf jeden Fall nicht schwanger.“
…mehrere Unterschriften leisten, bekam alles zurück und wurde zur nächsten Station geschickt.
Dort empfing mich ein junger Mann in hellblauer Arztmontur.
„Hier herein, hier geht’s los.“
Er leitete mich in eine kleine Impfkabine, nach vorne offen, hinter mir zog er einen hellblauen Vorhang zu. Links stand eine Liege, rechts ein Stuhl. Daneben saß ein älterer Mann (der Impfarzt?), ebenfalls in voller Montur, an einem einfachen weißen Holztisch, vor sich Spritzen und Ampullen.
Er nahm meine Unterlagen entgegen und ging sie durch, während der junge Arzt (oder Medizinstudent?) mich anwies, die Jacke auszuziehen, einen Arm freizumachen und auf dem Stuhl Platz zunehmen.
„Sind Sie Rechts- oder Linkshänder?“
„Ich bin Rechtshänder, aber ich bevorzuge es, Spritzen auch rechts zu kriegen.“
„Ja, dann machen wir das auch so.“
„Am besten weit oben am Arm, da vertrage ich das immer super.“
Er desinfizierte die Stelle routiniert und murmelte dabei etwas lateinisches (Musculus soundso) vor sich hin.
„Genau, was auch immer Sie meinen.“
„Das ist der Oberarmmuskel, recht ausgeprägt, da geht impfen sehr gut.“
Schon hatte ich die Spritze im Arm und er drückte mir den Impfstoff fröhlich bis zum letzten Tropfen rein.
„Fertig! Sie können sich wieder anziehen.“
Derweilen blätterte der andere Arzt in meinem Impfpass. „Wo trage ich das denn jetzt ein? Die Dinger ändern sich ja auch jedes Jahr… ach, hier hinten, da passt es gut.“

Damit war ich entlassen, wurde nach rechts zur nächsten Mitarbeiterin geschickt, die meinen Impfpass kontrollierte und mit einem Eintrag in ihrem Computer verglich.
„Alles klar.“ Sie deutete neben sich auf den Boden: „Bitte folgen Sie der grünen Linie hier bis in den Wartebereich. Dort setzen Sie sich 15 Minuten hin und warten, ob Sie alles gut vertragen.“
„Ok, mache ich. Tschüß“
„Einen guten Tag noch.“
„Danke, Ihnen auch.“
Im Wartebereich standen mit großem Abstand weiße Stühle, teils von jungen Männern und Frauen (anscheinend aus pädagogischen oder Pflegeberufen) besetzt. Auch eine Gruppe von Feuerwehrleuten hockte dort fröhlich plaudern beieinander.
Ich setzte mich und sah auf meine Uhr. Das ganze Prozedere hatte kaum 5 Minuten gedauert. Sag nochmal einer was gegen deutsche Organisation und Gründlichkeit!
Während ich dort saß, informierte ich Familie, Freunde und Kollegen über die erfolgreiche Impfung. Und natürlich habe ich meine Daten in SafeVac, die App des Paul-Ehrlich-Instituts eingetragen, mit der Informationen zur Verträglichkeit der verschiedenen Impfstoffe gesammelt werden.
Als meine Wartezeit abgelaufen war, entdeckte ich beim Hinausgehen in einer dunklen Ecke einen Schreibtisch mit zwei Mitarbeitern, die den Raum überwachten. Allerdings schien es mir, daß sie gegen Müdigkeit ankämpften. Kein Wunder, wenn man wenig zu tun hat und die ganze Zeit dem Dröhen der Heizlüfter ausgesetzt ist.
„Muß ich mich bei Ihnen abmelden?“ durchbrach ich ihre Apathie.
„Haben Sie alles vertragen? Fühlen Sie sich gut?“
„Joh, alles ok bei mir.“
„Dann können Sie gehen. Einen guten Tag noch.“
„Danke, Ihnen auch.“
Auf dem Parkplatz wünschte mir die Security auch noch alles Gute und dann war ich schon auf dem Heimweg.
Ich habe mich während der kurzen Zeit im Impfzentrum gut aufgehoben und sicher gefühlt. Soviel Ärzte und Mitarbeiter von Rettungs- und Sicherheitsdiensten findet man selten auf so engem Raum, da kann einfach nichts schief gehen.
Jetzt heißt es abwarten, was passiert…