Als ich vor einem Jahre in Rente ging, habe ich mich sehr gefreut, die tägliche Belastung und Verantwortung der Arbeit nicht mehr aushalten zu müssen. Endlich meine Zeit frei einteilen, niemandem mehr Rechenschaft schuldig sein, jeden Tag ohne Stress und Gemaule der Kollegen genießen können. Ein wahres Paradies.
Nach zwei / drei Monaten kam dann eine gewisse Ernüchterung. Ok, Zeit habe ich mehr als genug und Rechenschaft muß ich niemandem geben, aber sonst?
Ich schlafe lange, gammele in den Tag hinein, sitze fast täglich am Computer, sehe lange fern und gehe spät ins Bett.
Das soll jetzt alles gewesen sein?
So soll es die nächsten Jahre weitergehen?
Ein bisschen wenig und etwas unbefriedigend.
Ich dachte an ein paar Kollegen von früher, die wenige Monate nach Renteneintritt gestorben waren. So will ich auf keinen Fall enden. Dafür, daß ich mich Jahrzehnte in Fronarbeit gequält habe, will ich mindestens genauso lange die Rentenkasse schädigen. Ein „sozial verträgliches Ableben“ wird es mit mir nicht geben!
Und mir fiel auf, daß einen niemand auf die Rente vorbereitet. Es gibt lustige Bücher für Neu-Rentner, massenhaft launige Glückwunschkarten zur Rente, aber so etwas wie „Rentner werden, aber richtig!“ oder „Das ultimative Rentner Kompendium“ gibt es nicht.
Ich habe einige Zeit überlegt, ob ich sowas selbst schreiben könnte und möchte, bin dann aber zu der Überzeugung gelangt, daß mir das zu viel Verantwortung und Arbeit ist und habe es gelassen.
Die Idee gärt jedoch weiter in meinem Hirn vor sich hin.